Design Stories

The Origin of Soft(er)

31 March 2019
The Origin of Soft(er)

Die Saat einer Idee

Am Anfang von Catifa stand eine einfache Idee.

Eine sanft gewellte Form, die den Körper trägt. Mit den Jahren führte diese höchst intuitive Assoziation organisch zu einem umfassenden, wandlungsfähigen System von Sitzmöbeln: Stuhl, Lounge-Sessel, Stool, Ottoman, Bank. Seit dem ursprünglichen Entwurf von 2000 ist sie auf sieben Kollektionen angewachsen – eine große Familie, die auf einer gemeinsamen Formensprache beruht.

© Dominic Tarabansky© Dominic Tarabansky
© Dominic Tarabansky
One of the coliving facilities managed by Habyt in Frankfurt, on Gref-Völsing-Straße.One of the coliving facilities managed by Habyt in Frankfurt, on Gref-Völsing-Straße.
One of the coliving facilities managed by Habyt in Frankfurt, on Gref-Völsing-Straße.

Im Profil erinnert der Catifa-Stuhl ein wenig an einen Teppich, der vom Wind ergriffen wird, sich zu wellen beginnt und gleich zum Flug ansetzt. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr – auf Katalanisch bedeutet catifa „Teppich“. Und wie ein kleiner Teppich oder eine Decke ist der Catifa Stuhl zugleich umfangend und schmal wie eine Linie. Eine Synthese von maximaler Großzügigkeit und minimaler Geste, die Bequemlichkeit und Freiheit vereint.

 

Seit seiner Kreation vor neunzehn Jahren ist Catifa ein oft kopierter und vielfach ausgezeichneter Bestseller geworden. Seine sinnlichen Linien inspirieren Arper noch immer, denn er verkörpert wie kein zweiter die Werte, die alle Arper-Kollektionen verbinden: Leichtigkeit, Familie, Balance, Farbe, Intuition und Spiel.

© Salva Lopez© Salva Lopez
© Salva Lopez

Essenziell soft

Manchmal genügt für die ergreifendsten Worte ein Flüstern. Manchmal ist es die leiseste Berührung, die wir am deutlichsten spüren.

© Bieffe; © John Bendtsen© Bieffe; © John Bendtsen
© Bieffe; © John Bendtsen

„Mit der Arbeit an Catifa haben wir in einer Zeit des Umbruchs begonnen. In einer Landschaft, die von starken, autokratischen Gesten dominiert wurde, entstand ein leichter, softer, weicher Minimalismus. Weiterentwicklungen in der Technik machten neue, geschwungene Silhouetten möglich.

 

Die abgerundeten Konturen der Apple-Computer traten an die Stelle der auffälligen Kästen der Achtzigerjahre mit ihren scharfen Kanten. Ein weicherer, menschlicherer Ansatz stellte die Technik in den Dienst des Nutzers: intuitiv, unsichtbar, intelligent. Auch die Architektur wurde leichter, sinnlicher und raffinierter. Und die so aufgeblasenen und überladenen Innenräume wurden zunehmend von weichen Werten geprägt: Atmosphäre, Stimmung, Schlichtheit und Fühlbarkeit. Vorbilder fanden wir in der raffinierten Einfachheit japanischen Geschirrs und der Menschlichkeit skandinavischer Designklassiker – eine Synthese essenzieller Formen und natürlicher Materialien mit einem menschlichen Touch.

 

Das war der Kern dessen, wonach wir suchten. Wir glauben, dass die besten Objekte hinter ihrer scheinbar mühelosen Form eine reichhaltige intellektuelle Dichte bergen. Für Catifa wollten wir ein Objekt schaffen, dass sich natürlich, spontan, beinah unvermeidlich anfühlte, obwohl es unübersehbar das Ergebnis von Präzision und Sorgfalt war. Vielleicht am wichtigsten war, dass wir eine Form erschaffen wollten, die mit dem Körper in Dialog treten und dabei Ungezwungenheit, Entspannung, Komfort und Weichheit übertragen sollte.“

© Salva Lopez© Salva Lopez
© Salva Lopez

Farbe als Strategie

Seit der Markteinführung 2000 wollte die Kollektion Catifa Farbe als integralen Bestandteil benutzen. Als es im Jahr 2001 darum ging, einen zweifarbigen Stuhl zu designen, entwickelte Arper die Bi-injection-Technologie, die zuvor nur bei kleinen Objekten anwendbar gewesen war, für die Herstellung von Catifa weiter. Dahinter stand das Konzept, mithilfe von Farbe und individuellen Wahlmöglichkeiten dem Kunden zu ermöglichen, Stimmung und Charakter eines Raums nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.

© Katrin Coetzer© Katrin Coetzer
© Katrin Coetzer

Für die Neuausgabe 2016 wurde das mehrfarbige Konzept überarbeitet. Nun galt das Augenmerk mehr der Frage, wie die verwendeten Farben den spezifischen Charakter jeder Kollektion betonen, allerdings innerhalb einer einheitlichen, gängigen Farbpalette. Beim Catifa 46 wollten wir eine frischere Palette, die Leichtigkeit und Agilität übertrug. Beim Catifa 53 hingegen sollten eine ruhigere, erdigere Palette runde, weiche Formen schaffen. Zusätzliche Ausdrucksmöglichkeiten bot das danach hinzugekommene Drei-Farben-System – Schale, Gestell und Sitzkissen -, das die zweifarbige Schale ersetzte und weitere Spezifizierungen von Stimmung, Atmosphäre und Kontext ermöglichte.

© Salva Lopez; © Katrin Coetzer© Salva Lopez; © Katrin Coetzer
© Salva Lopez; © Katrin Coetzer

Die Bi-color-Produktion schafft eine einmalige visuelle Einheit zwischen Tisch und Stühlen. Um einen weißen Tisch angeordnet, bilden weiße Stühle einen einheitlichen, abgegrenzten Raum für Austausch und Gespräch. Die äußere Sitzfarbe fungiert als Schild oder Grenze, unterstützt und beschützt Zusammenarbeit und Kommunikation im Innern.

© Marco Covi© Marco Covi
© Marco Covi

Nebeneinander aufgestellt erzeugen zweifarbige Stühle einen dualen Effekt: Von vorn betrachtet präsentieren sich die Reihen ruhig und sauber, als säße man auf einem frischen Laken. Für den hinten stehenden Betrachter schaffen die farbigen Rückseiten der Stühle eine dynamische, vielschichtige Fläche, die Auge und Phantasie faszinieren.

 

Neue Zeiten erfordern neue Interpretationen. So wie jede Generation ihren eigenen Stil und ästhetischen Ausdruck erschafft, so entwickelt sich auch das Design entsprechend der gewandelten Bedürfnisse und Kontexte. Von der archetypischen Form ausgehend, hat die Catifa-Familie ihr dynamisches visuelles Vokabular weiterentwickelt, um auf die sich wandelnden Nutzungen einzugehen. Farben, Oberflächen und Anforderungen stellen nicht nur neue Chancen für ästhetische Lösungen dar, sondern auch für eine vielseitige Funktionalität.

© Marco Covi © Katrin Coetzer© Marco Covi © Katrin Coetzer
© Marco Covi © Katrin Coetzer

Catifa 46: Kodachrome

 

Das ungebrochene Potenzial der Catifa-Familie wird von Arper mit neuen Wahlmöglichkeiten für den Catifa 46 gefeiert. Der Stuhl von 2004, der ursprünglich für den geschäftlichen Bereich und kleine Räume entworfen wurde, bewahrt das gleiche schmale Profil wie der ursprüngliche Catifa 53, doch seit 2016 gibt es ihn auch in neuen Farbkombinationen.

© Scheltens&Abbenes© Scheltens&Abbenes
© Scheltens&Abbenes

Catifa 53: Matte

 

Die ursprüngliche Serie, mit der alles anfing, wird seit 2016 mit einer aufwendigen matten Silhouette angeboten, die der Urform des Catifa 53 Strenge und einen modernen Charakter verleiht. Optionale Ausführungen in strapazierfähigem Hartleder mit oder ohne Kissen und Außenseite in Holzoptik entwickeln das Original mit robuster Raffinesse fort.